Experimente mit hellenistischer Küche - Teil 1

Das neue Jahr ist angebrochen, und so langsam erwache ich aus meinem Living-History Winterschlaf. Dieses Jahr habe ich mir einige tolle Sachen vorgenommen, unter Anderem möchte ich auf unseren Lagern ein wenig mehr historisches Essen ausprobieren. Dafür habe ich mich ein bisschen in die hellenistische Küche eingelesen.

Leider gibt es kaum gute Bücher, die sich ausschließlich mit der griechischen oder hellenistischen Küche befassen. Die meisten Autoren beleuchten sie eher am Rande, während sie sich der römischen Küche widmen, von der auch deutlich mehr überliefert ist. Während bei den Römern ganze Rezeptsammlungen erhalten sind, sind komplette Beschreibungen von hellenistischen Nahrungsmitteln eher selten. Es bleibt einem nicht viel übrig, als mit den verfügbaren Zutaten zu experimentieren, um zu versuchen Speisen möglicht authentisch zu rekonstruieren. Dabei ist es dann natürlich schwer zu sagen, ob man sich irgendwo in der Nähe der echten antiken Speisen befindet, aber ich denke über Vergleiche mit der römischen Küche kann man sich zumindest dem Geschmackserlebnis nähern. Und das ist ja schon mal besser, als einfach moderne Nahrungsmittel zu verwenden.

Für unsere Recherchen verwenden wir unter Anderem die folgenden Bücher:

  • Food in the Ancient World from A to Z von Andrew Dalby, Routledge
  • Food and Drink in Antiquity: A Sourcebook von John F. Donahue, Bloomsbury Academic

Nastos

Ein wichtiger Bestandteil der hellenistischen Diät war sicherlich Brot, das es in zahlreichen Sorten gegeben hat. Eine besondere Art davon nennt Aristophanes Nastos, und beschreibt sie als ein Brot mit einer Füllung. Leider hört da die Quelle auch schon wieder auf. Wir haben uns einmal daran versucht ein Nastos Brot zu backen. Das Brot an sich ist ein simpler Hefeteig mit Weizenmehl, der Pep kommt dann erst durch die Füllung herein. Hier haben wir uns aus den im Hellenismus bekannten Zutaten einfach einen Mix herausgesucht, der uns lecker vorkam. Unsere Füllung bestand am Ende aus Frühlingszwiebeln, Schafkäse, Oliven, Kümmel*, Rosmarin, und Thai Fischsauce, die wir als Ersatz für das antike Garos, bei den Römern Garum genannt, verwendet haben. Zum Schluss wurde der Brotlaib noch mit einigen Sesamkörnern garniert.

*Allerdings habe ich beim Schreiben dieses Artikels festgestellt, dass Kümmel den antiken Griechen wohl eher nicht bekannt war, Kreuzkümmel wäre besser gewesen.

Der BrotteigDie FüllungDie FüllungDen Laib formenDer ungebackene LaibDas fertige Nastos

Das Ergebnis war tatsächlich sehr lecker und wird ab sofort bei uns auch im Zivilleben wohl öfter mal gegessen werden.

Gastris

Da uns ein Versuch nicht genug war, haben wir uns auch noch an eine Nachspeise gewagt. Die hellenistische Küche kannte eine Unzahl an verschiedenen Kuchen. Einer davon, der Gastris, war eine Spezialität von Kreta. Dabei werden verschiedenen Nusssorten, Sesam, und Mohn mit Honig zusammen verrieben, und zu einem Kuchen geformt. Bei unserem Versuch haben wir Haselnüsse, Mandeln und Sesam etwas angeröstet. Den Mohn haben wir irgendwie vergessen, dafür haben wir aber, damit es nicht ganz so trocken ist, Datteln und Rosinen mit dem Honig dazu gegeben. In späteren Rezepten findet man auch immer ein wenig Pfeffer wieder, allerdings war dieser wohl während dem Hellenismus noch sehr selten in den Küchen zu finden.

Die NüsseRösten der SesamkörnerNüsse und GewürzeHinzugeben des HonigsVermischen der MengeIn form bringenFertigGastris nett angerichtet mit Apfelstücken

Auch hier sind wir sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Garniert mit einem geschnittenen Apfel ergibt sich so eine hervorragende kleine Nachspeise. Zum Glück hält sich das Gastris lange, denn es macht sehr schnell satt, so dass wir an der ganzen Form wohl noch eine Weile essen können.