Das Phalanx Experiment

Schon seit wir uns mit der Antike beschäftigen waren wir fasziniert von Alexander III von Makedonien, und insbesondere seinem erstaunlichen Feldzug gen Osten. Zweifelsohne bildete die von seinem Vater reformierte makedonische Armee die Grundvorraussetzung dafür, dass er seinen Beinamen "der Große" verdienen konnte. Ein Kern der Reformen von Philipp II bildete die neue makedonische Phalanx, die ausgerüstet mit der Sarisa die hellenistischen Schlachtfelder der folgenden zwei Jahrhunderte beherrschte. Selbst nachdem Aemilius Paullus durch den Sieg in der Schlacht bei Pydna ihreVorherrschaft brechen konnte, ließen ihn die Eindrücke einer makedonischen Phalanx im Kampf lange nicht los, wie uns mehrere antike Autoren berichten.

"and when he saw not only the other Macedonians, but those who constituted the phalanx, [..] with their pikes inclined in one direction receiving the attack of the Romans, admiring the firmness of the serried ranks, and the bristling rampart of outstretched pikes, he was smitten at once with astonishment and terror, as if he had never seen so fearful a spectacle" Liv. 44 40, siehe auch Plb. 29.17

Obwohl sie in zahllosen modernen Abbildungen, Filmen, Videospielen, oder Büchern vorkommt, und in vielen antiken Texten erwähnt und vermeintlich erklärt wird, ist bis heute unklar, wie diese furchteinflössende Formation prinzipiell funktioniert hat.

Rekonstruktionsversuche

Es gibt heutzutage wenige Versuche, bei denen eine einzelne Sarisa authentisch rekonstruiert wurde. Einige davon haben wir in unserer Gruppe selbst unternommen. Rekonstruktionen der Formation der makedonischen Phalanx sind noch seltener. Zum einen gibt es einen Versuch von Prof. Markle, der auch in dem folgenden Video begutachtet werden kann:

Ein ähnliches Experiment wurde von Prof. Victor Parker an der University of Canterbury mit Studenten durchgeführt.

Das Hetairoi Phalanx Experiment

Die oben genannten Rekonstruktionsversuche beschränken sich, wie man in dem Video von Prof. Markle sehen kann, auf die Handhabung der Sarisa in einer engen Formation. Dabei ist allerdings auch die Waffe nicht authentisch rekonstruiert, sondern nur einer antiken Lanze nachempfunden, um in etwa das entsprechende Gefühl zu vermitteln. Es fehlt beispielsweise der Sauroter, der allerdings entscheidend die Handhabung der Sarisa beeinflusst. Bis jetzt gibt es keinen Versuch die makedonische Phalanx in authentischer Bewaffnung und Ausrüstung zu rekonstruieren, d.h. inklusive Schild, Schwert, Beinschienen, Helm, und Brustpanzer der Soldaten. Deshalb haben wir letztes Jahr beschlossen, die bisher größte Sammlung an authentischer makedonischer Bewaffnung herzustellen, um unsere eigenen Versuche zur makedonischen Phalanx durchführen zu können.

Rekonstruierte Sarissateile

Über die Winterpause haben wir mit der Herstellung der Peltai und Sarisas für unsere Mitgleider begonnen, so dass wir für unseren Versuch 16 Sarisas zur Verfügung haben. Auf unserem Frühjahrlager vor einigen Wochen konnten wir dann bereits zum ersten Mal in der Gruppe die makedonische Phalanx proben. Da die Sarisa unserer Erfahrung nach keine einsteigerfreundliche Waffe ist, haben wir dieses Mal lediglich mit den bloßen Holzschäften geübt. Das erlaubt es uns, uns an die Formation zu gewöhnen, ohne dass die Handhabung der Waffe die Sache verkompliziert.

Training der PhalanxTraining der PhalanxTraining der Phalanx

Bei unserem Training hatten wir neun Soldaten zur Verfügung und haben - ausgehend von Prof. Markles Rekonstruktion - versucht ein Gefühl dafür zu bekommen, wieviel Platz die Formation insgesamt einnimmt, wie man sich in der Formation bewegt, und wie man vom Marsch in die Kampfformation übergeht. Bei mehreren Übungen an zwei Tagen stellte es sich als ernst zu nehmende Herausforderung dar, die Abstände korrekt einzuhalten, so dass bei uns immer wieder Unordnung in der Formation entstand. Die Erkenntnis des Wochenendes ist, dass es sehr großer Disziplin bedarf, alleine eine Phalanx mit 3x3 Soldaten zu bewegen - von einer ganzen Syntagma mit 256 Soldaten ganz zu schweigen.

Wir werden auf unseren folgenden Lagern dieses Experiment fortsetzen, als nächstes im August im Freilichmuseum Heuneburg. Bis dahin werden wir auch alle Peltai und Sarisas einsatzbereit haben, so dass wir in der korrekten Ausrüstung trainieren können. Das wird uns sicherlich einige Erkenntnisse mehr bringen als das letzte Wochenende.