Historische Farbe - Versuch 1

Im Rahmen der Ausstellung Bunte Götter, bei der die Hetairoi im Dezember vertreten sein werden, haben wir angefangen uns mit historischen Farben zu beschäftigen. Mit Agnes Zankl vom Verein "Wienische Hantwërcliute 1350" zusammen werde ich in den nächsten Wochen einige Experimente mit Erdpigmentfarben durchführen.

Erdpigmente sind im Prinzip nichts anderes als getrocknete Erden. In der Natur kommen vor Allem natürlich braune oder graue Erden vor, aber es gibt an gewissen Orten einige beeindruckende Erdfarben, wie beispielsweise diverse Gelb- und Goldfarben, Ocker, Rot, und sogar blaugrüne Erde. Die Erde wird dann lange getrocknet und klein gerieben, bis man ein Pulver erhält. Für unsere Tests haben wir uns allerdings diesen Schritt gespaart und fertige Erdpigmente bei einem spezialisierten Händler gekauft. Das farbige Pulver wird dann mit einem Trägermaterial vermischt und mit einem Pinsel oder Spatel auf die gewünschte Oberfläche aufgebracht. Neben Erdpigmenten gibt es noch weitere Pigmentarten, die teilweise aus diversen Legierungen gewonnen wurden (z.B. Ägyptischblau, Bleizinn). Die antiken Formeln sind bei diesen Pigmenten allerdings teilweise gesundheitsschädlich, deshalb ist hier Vorsicht geboten.

Versuchsobjekte

Um die entstehende Farbe auch auf diversen Untergründen zu testen, haben wir mehrere Versuchsobjekte besorgt.

  • Marmorplatte
  • Holz
  • Leinen
  • Kupferblech

Besonders interessiert waren wir an dem Ergebnis des Stoffes, weil die Farbe hier leicht abbröckeln kann, wenn sie nicht flexibel genug ist. Die Oberflächen des Blechs, des Holzes, und des Marmors wurden leicht aufgerauht, damit die Farbe besser angenommen wird.

Rohstoffe

Für den ersten Versuch haben wir als Trägermaterial eine sogenannte Eitempera hergestellt. Das Rezept dazu haben wir aus dem Buch Malmaterial von Max Doerner. Dabei wird ein ganzes Ei, Leinöl, und Wasser zu gleichen Teilen vermischt. Das ergibt dann eine gelbliche Flüssigkeit, die mit den Pigmenten zu einer zähflüssigen Farbe vermischt werden kann.

Das Ei als Meßbecher verwenden.Das Ei als Meßbecher verwenden.

Zuerst wird das Ei in die Schüssel gegeben, danach kommt das Leinöl dazu. Wenn man vorsichtig beim Ei aufschlagen war, kann man wunderbar die leere Eierschale als Messbecher verwenden und hat so garantiert das Mischverhältnis richtig. Danach wird die Tempera gut vermischt und kann jetzt als Trägermaterial benutzt werden.

Anrühren der TemperaGoldockerRote Erde

Die Farbe konnte wie eine moderne Farbe mit einem Pinsel verstrichen werden. Das Farbergebnis schwankte relativ stark je nach verwendetem Untergrund. Auf Marmor, Holz, und Stoff deckte die Farbe im ersten Zug wunderbar und bildete eine schöne, lückenfreie Schicht. Nach ungefähr einem Tag Trocknen hielt die Farbe stabil auf allen drei Untergründen und konnte auch nicht mehr verwischt werden. Auf der Marmorplatte bildete sich um den Farbfleck schnell ein Ölring. Das deutet evl. darauf hin, dass wir zu viel Leinöl verwendet haben. Auf dem Leinen war der Ölrand auch bemerkbar, allerdings nicht so schlimm wie auf der Marmorplatte. Beim Leinen hat uns besonders überrascht, wie flexibel die Farbe durch die Eitempera bleibt. Man kann das Stoffstück sogar zusammenknüllen, ohne dass die Farbe abbröckelt.

Farbe auf den VersuchsoberflächenFarbe auf den VersuchsoberflächenFarbe auf den VersuchsoberflächenFarbe auf den Versuchsoberflächen

Ein anderes Ergebnis zeigte sich leider beim Kupferblech. Hier deckte die Farbe nicht richtig und konnte außerdem auch nach dem trocknen mit dem Finger wieder abgerieben werden. Um Metall zu bemalen ist dieses Trägermaterial also scheinbar ungeeignet.

Nachtrag vom 03.12.2012: nachdem einige Wochen vergangen sind, muss ich nun feststellen, dass die Farbe sehr wohl auf dem Kupferblech gut hält. Weder durch Reiben, noch durch Kratzen konnte ich sie noch entfernen.

Als nächstes werden wir einen Versuch mit Kasein als Trägermittel starten. Besonders was die Flexibilität der Farbe angeht, erwarten wir uns davon ein ganz anderes Ergebnis.