Haarnetz

Dieser Beitrag wurde verfasst von Agnes vom Verein Wienische Hantwërcliute 1350

Weil ich dieses Jahr etwas näher an das Bild der makedonischen Frau heran kommen wollte, habe ich mich einigen neuen Projekten in dieser Darstellung gewidmet. Das Haarband, das ich zuvor immer getragen habe ist ja eigentlich schon etwas aus der Mode im 4. Jhdt v. Chr. Vielmehr sieht man auf ganz vielen Abbildungen dieser Zeit Haartücher bzw. Haarsäcke, die die Frisur fast gänzlich bedecken.

Von einer Freundin, die eine spätantike Römerin darstellt hatte ich von Sprang Haarnetzen gehört und es lohnt sich, diese tolle online verfügbare Präsentation dazu anzuschauen: http://www.teppichfreunde-norddeutschland.de/de/img/treffen/Drinkler-Sprangtechnik-09072011-72dpi.pdf

Hier beschreibt Dagmar Drinkler diverse Funde und Abbildungen von einerseits sprangenden Griechinnen, aber auch enganliegender Mode der Antike auf diversen Statuen (siehe besonders einige Stücke aus der Wanderausstellung "Bunte Götter"). Die Formen und Muster der in Abbildungen und Statuen gezeigten Haarsäcke legen nahe, dass es sich hierbei wohl die meiste Zeit um genau diese Sprangtechniken handelt.

Abbildung eines gesprangten Haarnetzes auf einer Vase
Hier sieht man auch die charakteristische Mittelnarbe der Sprangarbeit

Zu bemerken ist, dass um den Kopf herum immer ein breiteres Band gezeigt wird, von dem ich zunächst annahm, es handle sich um eine gewebte Borte, an der das gesprangte Netz angebracht wird.

Dann aber stieß ich bei später datierten Funden (z.B. aus dem Metropolitan Museum. Siehe hierhier, oder hier) auf Webkanten an den Sprangnetzen. Karina Grömer beschreibt in ihrem Buch "Prähistorische Textilkunst" die Fertigung von Kamm- bzw Brettchengewebten Webkanten, die dem Aufziehen von Kettfäden auf Gewichtswebstühlen vorhergehen, bereits in der Bronzezeit. Das sieht nicht nur sauberer aus, man hat damit auch einen stabilen Anfang für das Anlegen des Netzes, einen Anhaltspunkt für die Anzahl der Fäden - weil diese ja durch die Länge des kopfumlaufenden Webbandes beschränkt sind - und eine zusätzliche Gestaltungsmöglichkeit.

Tatsächlich ließ sich diese Webkante sehr einfach herstellen. Ich zog eine schlichte Kammweb-Kette in einen Webkamm ein und anstatt den Schussfaden wie gewöhnlich hin und her zu schießen, habe ich einfach große Schlaufen des Schussfadens durch die einzelnen Fächer gezogen und diese Schlaufen dann um ein fixiertes Stöckchen neben mir gewickelt. So entstand eine Art von Fransen, allerdings nicht offen, sondern mit Schlaufen. Diese Schlaufen stellen dann ganz einfach das untere Ende der Sprangarbeit dar und werden auf einen Stab gezogen, das obere Ende, die Webkante, wird einfach nur fixiert am oberen Stab des Rahmens. Dann habe ich mit einfacher Interlinking-Technik die Fläche verdrillt. Die unteren Schlaufen werden einfach mit einem Band durchfädelt und dieses wird dann fest verknotet, anschließend habe ich die Seiten aneinandergenäht bis fast ganz zum Webband hinauf, so dass wir eine Art Beutel erhalten.

Das fertige HaarnetzDas fertige HaarnetzDas fertige Haarnetz

Leider hatte ich mich etwas verschätzt in der Länge und es ist etwas zu lang geworden, allerdings lässt sich das Netz wunderbar stylen in jede benötigte Form, da das Gewebe so flexibel ist.

Das fertige HaarnetzDas fertige Haarnetz

Das Material ist übrigens Cochenillegefärbte Wolle aus verschiedenen Zügen. Seide ist vermutlich schöner zu verarbeiten und macht nochmal einen ganz anderen Effekt, das möchte ich unbedingt auch noch probieren.

Hier noch einige Fotos von Vorlagen:

Bilder