Bau eines Helmkamms für einen spätkorinthischen Helm

Anmerkung: die meisten der Bilder sind urspünglich analoge Photos. Ich mußte sie noch einmal digital abfotografieren damit ich sie benutzen konnte, was dazu führt, daß manche etwas verschwommen sind und die Winkel etwas verzerrt wirken.

Mein Helm ist der so genannte „spätkorinthische“ von Deepeeka (‚late Corinthian’) und ich habe ihn von Albion Armourers aus den USA.
Als ich ihn bekam, wies er bereits ein Innenfutter aus Filz und Leder auf, das ich nicht herausreißen wollte; ich musste also die bereits existierenden beiden Löcher auf der Scheitellinie des Helmes verwenden und konnte nicht die authentischere Lösung mit angelöteten Ösen verwirklichen.

Nachdem ich mir diverse Abbildungen von Vasen angesehen hatte, entschied ich mich für ein Kammbox zu Kamm Breitenverhältnis (und da schien es ziemlich unterschiedliche gegeben zu haben) und fertigte eine lebensgroße Schablone (Bild 1) aus Pappe an, um einen Eindruck zu erhalten, wie der fertige Kamm wirken würde. Die Schablone dient auch dem Zuschnitt der Teile der Kammbox.

Bild 1

Den erste Versuch eine Kammbox zu bauen habe ich mit Sperrholz durchgeführt aber es wurde schnell klar, daß weder der Leim noch das Holz stark genug sind, um die auftretenden Belastungen und Spannungen zu verkraften.

Der zweite Versuch war deshalb aus Messingblech mit einer Stärke von 1 mm. Mit Hilfe der Schablone habe ich zwei Seitenstücke mit jeweils einer anhängenden Stirnseite und einer Lasche zugeschnitten. Die Lasche und die Stirnseite werden jeweils im rechten Winkel umgeklappt und dann aufeinandergelegt (siehe Bild 2) und hart verlötet.

Bild 2

Zwischen den beiden Seitenteilen habe ich ein paar Messingdrahtstücke mit einer Stärke von ca. 3mm eingelötet, um den Abstand der Seitenteile zu fixieren und den Kamm vor einem Aufbiegen beim Befüllen zu bewahren (Bild 3).

Bild 3

Als nächstes kommen zwei Klammern, die von der Seite betrachtet wie ein lang gezogenes Rechteck aus-sehen und auf der Unter- und Oberseite je ein Loch aufweisen. Die Klammern wurden so positioniert, daß ihre Löcher genau über den Löchern auf der Scheitellinie des Helms sitzen (Bild 4).

Bild 4

Mit Hilfe von zwei Stiften kann der Kamm auf dem Helm fixiert werden (Bild 5).

Bild 5

Die Stifte werden auf der Innenseite des Helms durch die Löcher gesteckt, dann durch die Löcher in den Klammern. Das obere Ende jedes Stiftes weist einen Schlitz auf, durch den ein Keil gesteckt werden kann, der dann auf dem Außenrand der Kammbox aufsitzt und verkeilt wird.

Damit sind alle Lötarbeiten beendet. Die Kammbox wird von Rückständen gereinigt und mit Hilfe einer Feile die Innenkurve so gut wie möglich an den Helm angepasst. Danach wurde die Kammbox abgeschliffen und ein wenig aufpoliert

Um die Kammbox zu füllen, habe ich mir schwarzes Pferdehaar beschafft. Ein Bündel reicht normalerweise dafür aus. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es Sinn macht, das Bündel als allererstes mit Shampoo zu waschen, da mir davor ständig die Nase lief; nach dem Waschen hatte ich das Problem nicht mehr. Als erstes sollte man dann ein Teil des gesamten Bündels beiseite legen, um später daraus den Schweif zu machen. Danach habe ich den verbleibenden größeren Teil in drei gleich lange Bündel geschnitten; die Länge entspricht dabei der Länge des Kamms plus Tiefe der Kammbox (siehe auch Anmerkung in nächsten Absatz) (Bild 6).

Bild 6

Aus den drei Bündeln werden kleine Büschel mit einem Durchmesser von ca. 5mm geformt und an einem Ende mit Garn zusammengebunden. Das Garn sollte nur den Teil des Haares bedecken, der später in der Kammbox steckt. Noch besser ist es allerdings, die Länge der Bündel auf die doppelte Länge von Kammbox und Kamm abzumessen, damit man die doppelt langen Büschel in der Mitte ‘knicken’ kann. Dabei kann man nämlich das Garn auch durch die dabei entstehende Schleife ziehen, was die Haare besser gegen Ausreißen schützt. In meinem Fall bin ich einfach etwas großzügiger mit dem Klebstoff umgegangen, um sicherzustellen, daß auch die einzelnen Haare möglichst gut fixiert sind.

Ich habe parallel Büschel gebunden und eingeklebt, da der Kleber natürlich eine Weile zum Aushärten braucht. Man möchte nicht zu viele Lagen haben, die noch nicht fixiert sind, da die Bündel in die Kammbox gequetscht werden und man dabei leicht die vorhergehenden Lagen verschiebt. Ich hatte die Büschel so dimensioniert, dass jeweils zwei nebeneinander passen. Zwischen zwei Lagen Haarbüschel kommt jeweils ein kleiner Holzkeil, um die Büschel ein wenig zu separieren und die Füllung der Krümmung der Kammbox anzupassen. Ich habe vorn in der Kammbox angefangen (Bild 7) und mich nach hinten durchgearbeitet aber ca. 3 Zoll vor dem Ende gestoppt.

Bild 7

Dann startete ich von hinten mit dem Schweif (Bild 8), der aus dem Teil der vollen Länge besteht, der zu Beginn beiseite gelegt worden war. Nachdem die Verklebung des Schweifs getrocknet war, füllte ich die Lücke mit weiteren Bündeln auf. Als alle Verklebungen soweit getrocknet waren, bestrich ich die Unterseiten der Büschel noch einmal großzügig mit Kleber und klebte dann noch ein Streifen Leder (mit der linken Seite zum Helm) auf die Unterseite der Kammbox, um den Halt des Kamms auf dem Helm noch zu verbessern. Zum Schluß bin ich den Kamm noch mit einer Schere angegangen, um die einzelnen Büschel auf die gleiche Länge zu bringen.

Bild 8

Verbesserungen

Im Nachhinein betrachtet würde ich zwei Dinge an meiner Vorgehensweise ändern: erstens die Länge der Büschel (wie oben beschrieben) und zweitens würde ich etwas weniger Haar verwenden. Mein Kamm ist sehr dick und dicht und sieht auch sehr schön aus, er ist allerdings auch relativ schwer. Ein leichterer Kamm wäre wohl angenehmer zu tragen. Außerdem überlege ich gerade, ob ich die Kammbox noch bemalen soll.

Der fertige Helmkamm