Gerstenbrei und Salzfisch - Von der Ernährung des griechischen Soldaten in Klassik und Hellenismus

Wenn wir an klassische Hopliten oder hellenistische Soldaten denken, sehen wir meistens die glänzenden und prächtigen Rüstungen, berühmte Schlachten und Strategen vor uns. Was dabei meistens im Nebel der Geschichte zurück bleibt, sollte uns als Reenactor jedoch im gleichen Maße beschäftigen. Unter den zahlreichen Aspekten des alltäglichen Lebens gibt es ein Thema, welches die Soldaten schon immer beschäftigt haben dürfte: Verpflegung.

Die Hoplitenheere der Klassik sind noch weit entfernt von jenen modernen Armeen, in denen der Soldat aus Feldküchen oder Kantinen fertige Mahlzeiten empfangen kann. Gleiches gilt auch für die bereits professionellen Soldaten Alexanders des Großen und seiner Nachfolger. Wir dürfen jedoch annehmen, dass sich die Verpflegung des Soldaten an die Versorgung des Zivilisten anlehnte. Aber beginnen wir einmal bei den grundlegenden Dingen.

Die Grundnahrungsmittel

Die Speisekarte der alten Griechen umfasste weit weniger als das, was wir heute als griechische Küche bezeichnen würden. Die Mehrheit der Zutaten die heute in Griechenland verwendet werden, kam erst wesentlich später in den Mittelmeerraum (Tomaten, Kartoffeln, Citrusfrüchte etc.). Erweiterungen der Lebensmittelauswahl beginnen erst während des Hellenismus und brauchen teilweise bis in römische Zeit um sich bei der breiten Masse zu etablieren.

Die Nahrungsgrundlage bildete Getreide, vor allem Gerste(krithé), Emmer (Zeiai) und Einkorn (típhe) (A Dalby, 1998; Sekunda, 2002)⁠, aber auch verschiedene Hülsenfrüchte ,wie z.B. Linse (phakós), Erbse (písos) und Kichererbse (erébinthos), kamen wohl häufig auf den Tisch (A Dalby, 1998)⁠. Die Vorteile dieser Nahrungsmittel liegen auf der Hand: sie waren günstig, ließen sich lange trocken lagern und gut verarbeiten. Während man aus den verschiedenen, im Gebrauch befindlichen, Getreidesorten Brote, Breie und Kuchen herstellen konnte, dienten die Hülsenfrüchte zur Herstellung von Suppen bzw. Eintöpfen (A Dalby, 1998; Lee, 2007; Sekunda, 2002)⁠. Besonders Eintöpfe aus Hülsenfrüchten, scheinen als Alltagsessen des einfachen Mannes gedient zu haben (A Dalby, 1998)⁠, ohne dabei jedoch besonderen Anklang bei wohlhabenderen Schichten gefunden zu haben. Produkte aus Getreide waren dagegen auf dem Speiseplan aller Schichten vertreten. Wir können also annehmen, dass Soldaten ebenfalls auf diese Nahrungsgrundlage angewiesen waren. Allerdings müssen wir im gleichen Maß annehmen, dass auch hier soziale Unterschiede erkennbar gewesen sein dürften.

Reguläre Ergänzungen

Getreide und Hülsenfrüchte sind für die Verpflegung im Feld gut geeignet, machen jedoch alleine noch keine ausgewogene Mahlzeit aus. Wie in Allen Heeren bis in die Moderne üblich, dürfte auch der griechische Soldat seinen Speiseplan durch Zukauf aus eigenen Mitteln, Requisition oder schlichtweg Plünderung ergänzt haben. Gerade der Zukauf auf eigene Kosten dürfte hierbei die sozialen Unterschiede unterstrichen haben.

Aber was müssen wir als häufige Ergänzungen der täglichen Mahlzeiten annehmen? Werfen wir einen Blick in Xenophons Anabasis, im siebenten Buch, erstes Kapitel, Abschnitt 37:

"Am folgenden Tag kam Koiratadas mit den Opfertieren und dem Seher, die Gerstenmehl herbeischafften, mit Wein weitere zwanzig, drei mit einer Last Oliven, einer mit einer großen Last Knoblauch, wie er nur tragen konnte, schließlich einer mit einer Last Zwiebeln." (Vretska, 1999)

Xenophon zählt in seiner Schilderung der Ereignisse vor den Toren von Byzanz, die wohl gängigsten Bestandteile antiker Mahlzeiten auf. Das bereits erwähnte Gerstenmehl kommt ebenso vor, wie Wein, welcher nicht nur getrunken wurde, sondern auch als würzende Zutat in vielen Gerichten Verwendung gefunden hat (A Dalby, 1998)⁠. Des weiteren erwähnt er mit Oliven, Knoblauch und Zwiebeln die wohl wichtigsten Bestandteile der antiken mediterranen Kost.

Alle genannten Produkte sind für den Mittelmeerraum typisch und tauchen immer wieder von der Archaik bis in den Hellenismus auf (A Dalby, 1998; Andrew Dalby & Granger, 1996; Andrew Dalby, 2003; Lee, 2007; Schneider, 1975; Sekunda, 2002)⁠. Eine weitere wohl häufig verzehrte Zutat erwähnt Xenophon jedoch in dieser sehr anschaulich geschilderten Szene nicht: Käse.

Käse (tyrós) dürfte auf den Tischen der Griechen ebenso einen festen Platz gehabt haben wie alle bereits genannten Lebensmittel (A Dalby, 1998; Andrew Dalby & Granger, 1996; Sekunda, 2002)⁠, und hat pur oder als Zugabe in Breien und Soßen eine breite Anwendung gefunden. Als Rohstoff für den Käse der Griechen wird meist Schafs- oder Ziegenmilch angegeben, seltener Kuhmilch (A Dalby, 1998)⁠. Jedenfalls dürfte Käse ein gängiges Produkt der antiken Landwirtschaft gewesen sein. Somit müssen wir annehmen, das der Soldaten im Feld regelmäßig Gelegenheit hatten ihre Kost mit Käse aufzuwerten.

Quellen